B312-Varianten
Ausbauvarianten für die B312 aus einem Papier des Regierungspräsidiums von 2015. Download des Scoping-Papers als 9 Mb pdf hier
erstellt am 28.02.2016

Verkehrsplanung ist schon schwierig genug. Sie verfolgt das an sich einfache Ziel, es Menschen zu ermöglichen, von A nach B zu kommen. Da aber niemand im voraus weiß, wie viele Leute wann von welchem A nach welchem B möchten, ist die Entwicklung eines brauchbaren öffentlichen Verkehrssystems recht kompliziert. Mitte des letzten Jahrhunderts, als die Grundlagen der heutigen Verkehrsplanung gelegt wurden, erschien ein solches System ganz unmöglich. Die einfache Idee, mit der man damals das Problem gelöst hat war die folgende: es kaufe sich jeder ein Auto und fahre hin, wohin er will. Der Staat baut dafür die Straßen.

Diese Entscheidung hatte nun einige Folgen.

Zuerst wurden die Städte von einer Blechlawine überrollt. In Biberach zum Beispiel wurde der ganze Marktplatz zum Parkplatz und durch alle Gässlein und Sträßchen quälte sich ein Auto nach dem anderen. Wir lösten das Problem durch den Bau von Parkhäusern, die übrigens nicht billig sind. Ein Parkhaus mit 300 Parkplätzen kommt derzeit auf ca. 10 Millionen Euro, Tiefgaragen sind noch wesentlich teurer.

Zweitens stiegen die Ansprüche mit den Möglichkeiten. Man musste immer schneller und weiter fahren, und mehr Güter wurden über immer größere Strecken transportiert. Dem Bedarf entsprechend wurden neue Strassen gebaut und der Bedarf stieg weiter. Für den Verkehr zwischen Memmingen und Biberach hätte die alte B312 vielleicht ausgereicht, aber spätestens seit die A96 bis Memmingen fertig ist, ist die Strecke hoffnungslos überlastet. Nun müssen Umfahrungen her, um den gestiegenen Verkehr zu bewältigen. Neben etlichen Kilometern Straße braucht es dafür bei Ringschnait, Ochsenhausen und Edenbachen 5 bis 10 größere Brücken, je nach Streckenführung. Das wird teuer. Schon jetzt ist aber absehbar, daß eine ausgebaute B312 noch mehr Verkehr auf das ohnehin überlastete Jordanei lenkt, wo folglich die nächste Großbaustelle fällig wird. Ein Rennen ohne Ende.

Drittens kommen Straßenbauprojekte immer langsamer voran, egal unter welcher Regierung. Schon die Planungen ziehen sich über Jahrzehnte. Der Grund dafür ist der Landschaftsverbrauch. Das Land gehört ja Menschen, und viele dieser Menschen möchten lieber keine Autobahn auf ihrem Land. Sie gründen also Bürgerinitiativen, sie ziehen auch vor Gericht, kurz: sie verteidigen ihr Eigentum. Die beteiligten Verwaltungen erarbeiten dann verschiedene Streckenvorschläge und die Verhandlungen ziehen sich in die Länge. Das ist gerade am Beispiel der B312 gut zu erkennen. Kurzfristige Lösungen sind nicht in Sicht.

Es scheint, wir stecken in der Sackgasse. Die einfache Idee mit dem privaten Auto war vielleicht doch nicht so gut. Aber was tun? Man müsste die Straßen entlasten, den Verkehr reduzieren. Das einzige Mittel, das wir dazu haben, ist der öffentliche Personen-Nahverkehr.
Den sollten wir ausbauen und attraktiver gestalten, schon alleine aus demographischen Gründen. Mehr ältere Menschen heißt eben auch mehr Menschen, die nicht mehr mit dem privaten Wagen fahren wollen oder können und auf den öffentlichen Transport angewiesen sind.
Ausbau des Nahverkehrs heißt zunächst mehr Busse, kürzerer Takt und niedrigere Preise. Wenn man für 30 Euro zweitausend Kilometer nach Malta fliegen kann, sollte es doch möglich sein, die zwei Kilometer von Rissegg nach Biberach billiger als 1,80 Euro anzubieten. Wären Busse, Bahnen und Haltestellen mit WLAN ausgerüstet, könnte man während der Fahrt sogar arbeiten.

All dies kostet natürlich Geld, so wie der Bau von Straßen und Parkhäusern eben auch Geld kostet, aber es geht schneller. Den weitgehenden Neubau der B312 zwischen Biberach und Memmingen unterstütze ich ebenfalls, denn dieser Ausbau ist nötig.
Er geht halt nur ewig langsam voran.